Mittwoch, 11. Februar 2015

Die Debatte über „Währungskriege“ im historischen Vergleich

Die gegenwärtige Debatte über Währungskriege (currency wars) legt Parallelen über die Debatte in den 1930er Jahren über die kompetitive Abwertung (competitive currency devaluation) offen.

In seinem klassischen Buch (International Currency Experience) von 1944 argumentiert Ragnar Nurkse, dass die dem Zusammenbruch des Goldstandards von 1920 folgende Reflationspolitik über die Abwertung des Wechselkurses funktioniert hat.

Die Länder, die ihren Wechselkurs nach unten gedrückt hatten, hatten den grössten Erfolg, den Rückgang der Preise und der Produktion zu verhindern. Das heisst, dass es ihnen gelungen ist, die Auslandsnachfrage für die mangelhafte Binnennachfrage durch Netto-Exporte zu ersetzen.

Es war aber eine beggar-thy-neighbour-Politik, schreibt Barry Eichengreen in einem lesenswerten Beitrag in FTAlphaville. Die zusätzliche Nachfrage des einen Landes aus dem Ausland war der Verlust des anderen Landes. Sofern alle Länder derselben Politik folgten, war kein Land in der Lage, den Wechselkurs nachhaltig nach unten zu drücken.

Der Netto-Effekt der unkoordinierten Politik waren nur zusätzliche Währungsvolatilität und Unsicherheit, was den internationalen Handel belastet und den Rückgang der Ausgaben verstärkt hat, unterstreicht der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor.

Der Abwertungswettlauf (competitive devaluation) war m.a.W. ein Negativsummenspiel.

Die Cassandras von Währungskriegen argumentieren heute, dass die einzige Möglichkeit, die die Zentralbank im gegenwärtigen Umfeld hätten, die Währung abzuwerten, um die Deflation abzuwehren, weil die sowohl die konventionelle als auch die unkonventionelle Geldpolitik an Wirksamkeit verloren hätte.

Das Problem ist aber, dass nicht jede Notenbank die eigene Währung zur gleichen Zeit drücken kann. Das Netto-Ergebnis ist, dass sie sich gegenseitig neutralisieren. Die unkoordinierte Aktion erhöht laut Eichengreen nur die Wechselkursvolatilität und belastet internationale Transaktionen.

Der Grund, warum die Geldpolitik in den 1930er Jahren nicht wirksam funktioniert hat, ist, dass die Politiker sie damals gar nicht richtig versucht haben, erklärt Eichengreen. Die Zentralbanken machten damals von der geldpolitischen Freiheit nicht Gebrauch, weil sie sich nicht vorstellen konnten, Geldpolitik ohne den Anker von Wechselkurs zu gestalten.

Die geldpolitischen Entscheidungsträger hatten Angst, die Kontrolle über Inflation zu verlieren, obwohl die Wirtschaft damals in einer tiefen Depression steckte. Und sie scheiterten daran, das neue monetary regime mit fiskalpolitischen Massnahmen zu unterstützen.

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