Freitag, 21. Oktober 2016

Inflationsziel und Löhne


Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.

Die folgende Abbildung zeigt, dass die Kerninflation in den USA steigt, wenn die Arbeitslosigkeit sinkt.

Wink mit dem Zaunpfahl: Die Arbeitslosigkeit steigt, wenn die Löhne fallen.

Europas Lösung besteht daher darin, die Löhne zu erhöhen, damit die erhöhten Kosten via Löhne auf die Verbraucherpreise übergehen. So können auch Unternehmen ihre Gewinnmargen beibehalten. Und die EZB erfüllt das eigene Inflationsziel.

Die Faustregel für die Löhne ist aber, dass sie entsprechend der Produktivität plus die von der EZB angestrebte Inflationsrate steigen.

Eine höhere Inflationsrate bedeutet zudem eine schnellere Schuldenreduktion des Staates in realer Hinsicht. Die Politik der Austerität hat aber bisher bei fehlender Inflation zu einem Anstieg der öffentlichen Schulden geführt als zu einem Rückgang.



US-Kerninflation steigt im Einklang mit dem Rückgang der Arbeitslosenquote, Graph: Morgan Stanley

Das ist genau das, was die europäische Haushaltskonsolidierung in einem schwer angeschlagenen Umfeld der Wirtschaft in den vergangenen rund sieben Jahren vor Augen führt.

Doch die Realität wird in der europäischen Praxis immer noch ignoriert. Norbert Häring deutet in diesem Zusammenhang in seinem Blog darauf hin, dass das Arbeitgeberinstitut IW jetzt für niedrige Löhne plädiert.

Die Lohnstückkosten sollen gesenkt werden, um Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Woher soll aber das Wachstum kommen, wenn in der gesamten Eurozone Lohnmässigung vorherrscht und Unternehmen nicht investieren

Das Wachstum wird vom privaten Konsum und Unternehmensinvestitionen getragen. Die neoklassische Vorstellung von der Haushaltskonsolidierung, unabhängig davon, ob es regnet oder die Sonne scheint, ist längst obsolet, wie der seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 verstrichene Zeitraum deutlich zeigt.

Die traditionelle Denkweise legt zwar dar, dass die Nachfrage als ein kurzfristiges Phänomen keine signifikanten Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Angebot entfaltet. Doch wie Janet Yellen neulich in einem Vortrag mit Nachdruck unterstrichen hat, können kurzfristige Schocks auf dem langfristigen Trend der Wirtschaft lasten. 

Der Hysterese Effekt beeinflusst nämlich nicht nur das Arbeitskräfteangebot, sondern auch das Produktivitätswachstum, so die Aussage der Fed-Präsidentin.

Wenn Hysterese in der Wirtschaft vorherrscht, müssen die politischen Entscheidungsträger über die geld- und fiskalpolitischen Prioritäten neu nachdenken. Weil Hysterese-Auswirkungen bedeuten, dass die wirtschaftliche Erholung länger dauern kann als bisher gedacht, um die Arbeitnehmer wieder in den Arbeitsmarkt zurückzubringen. Und die Nachfrageschwäche kann dabei nicht bewältigt werden, wenn die Löhne fallen.













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